Warum schreiben viele Redner ihre Reden nicht selbst?

Standing Ovations. Das Publikum ist begeistert von der fulminanten Rede einer Führungskraft oder eines Politikers? Was nur wenige wissen: Höchstwahrscheinlich hat der Redner sein Manuskript nicht selbst verfasst. Warum denn das? Und wer schreibt die Reden denn dann? Hier finden Sie einen Überblick.

Wer schreibt die Reden, Bücher, Zeitungsartikel usw. von Politikern, Top-Führungskräften und Prominenten? Meistens nicht sie selbst – sondern Redenschreiber und Ghostwriter.

Wer schreibt die Reden?

Es gibt drei Hauptgründe dafür, dass viele Rednerinnen und Redner ihre Reden nicht selbst schreiben:

1. Mangelnde Zeit

  • TopmanagerInnen, PolitikerInnen und Prominente haben randvolle Terminkalender.
  • Doch um fürs Reden zu schreiben, braucht man Zeit und Muße.
  • Das gilt übrigens auch für Bücher, Zeitungsartikel, Posts usw., die häufig von Ghostwritern verfasst werden.

2. Mangelnde Fähigkeit

3. Mangelndes Wissen

  • Bekannte Persönlichkeiten sollen auf Kongressen oder bei gesellschaftlichen Anlässen häufig zu Themen sprechen, von denen sie wenig bis gar keine Ahnung haben.
  • Sie müssen aber genau den gegenteiligen Eindruck erwecken – mithilfe eines Redenschreibers.
  • Der hat zwar zunächst oft ebenfalls keine Ahnung. Doch er recherchiert wie ein Journalist, filtert aus dem Wust an Informationen die relevanten Kernaussagen – und zaubert daraus ein geniales Redemanuskript.

Wer schreibt die Reden denn dann?

1. Mitarbeitende der unternehmensinternen Kommunikationsabteilung, zum Beispiel Pressesprecherinnen und Pressesprecher

Vorteile:

  • Als Kommunikationsprofis haben sie ein Gefühl für Sprache.
  • Eventuell haben sie bereits Erfahrung als Redenschreiber.
  • Sie kennen den Redner, die Strukturen, Abläufe und „Befindlichkeiten“ innerhalb des Unternehmens.
  • Sie sind evtl. „im Thema“.
  • Sie kosten nichts extra.

Nachteile:

  • Für Pressesprecher ist das Redenschreiben meist eine (lästige) Aufgabe von vielen – es besteht Stressgefahr.
  • Nur wenige Pressesprecher sind erfahrene Redenschreiber, die Qualität ist mitunter „suboptimal“.
  • Die gute Kenntnis des Unternehmens und der unternehmensspezifischen Themen kann zu „Betriebsblindheit“ führen. Zum Beispiel wird der interne Fachjargon oft vorausgesetzt. Das kommt bei einem branchenfremden Publikum nicht gut an.
  • Die Kommunikation zwischen ChefIn (RednerIn) und PressesprecherIn (RedenschreiberIn) ist hierarchisch – also nicht auf Augenhöhe.
  • Oder es kommt erst gar nicht zu einem direkten Kontakt, der Kommunikationschef fungiert als „Vermittler“.
  • Fruchtbarer Austausch, professionelle Beratung und konstruktive Kritik sind so nur schwer möglich.
  • Manche PressesprecherInnen befürchten sogar einen „Karriereknick“, wenn der Chef ihren Rede-Entwurf ablehnt.
  • Sie wollen auf keinen Fall etwas falsch machen und kopieren darum aus bereits „abgesegneten“ Dokumenten der Fachabteilungen – das Ergebnis: todlangweilig.

2. Die persönlichen ReferentInnen der CEOs oder Vorstände

Vorteil:

  • Sie kennen ihren Chef und das Unternehmen.

Nachteile:

  • Die meisten „Assis“ sind chronisch überlastet und haben keine Zeit für die anspruchsvollen Aufgaben eines Redenschreibers. 
  • Sie sind keine PR-Profis, sondern zum Beispiel Ingenieure, Juristen oder BWLer. 
  • Dementsprechend wissen sie meist nicht, wie man eine gute Rede schreibt. Das traurige Ergebnis bekommt man leider nicht allzu selten zu hören.

3. „Hauptamtliche“, fest angestellte RedenschreiberInnen

Vorteil:

  • In der Regel Vollprofis mit einer Vergangenheit als JournalistInnen oder als freiberufliche RedenschreiberInnen.

Nachteile:

  • Betriebsblindheit, hierarchische Strukturen und Monotonie können die Kreativität lähmen.
  • Oft haben sie keinen direkten Kontakt zum Redner (das Briefing kommt vom Kommunikationschef).

4. Externe Redenschreiberinnen und Redenschreiber

Vorteile:

  • Erfahrene Redenschreiberinnen und Redenschreiber können sich schnell in den jeweiligen Redner einfühlen und schreiben ihm die Rede auf den Leib.
  • Als externe Dienstleister können sie auf Augenhöhe und vertraulich mit den RednerInnen kommunizieren. 
  • Sie haben den „Blick von außen“, erkennen das Wesentliche.
  • Sie recherchieren schnell und effizient und erfassen die Kernpunkte.
  • Sie wissen, mit welcher Rede-Dramaturgie, welchen Inhalten und welchen rhetorischen Stilmitteln der Redner das Publikum mitreißen und begeistern kann.
  • Nicht selten beraten RedenschreiberInnen ihre Kunden zusätzlich als Rhetorikcoaches.

Nachteile:

  • Die externen Redenschreiber kennen (zunächst) den Redner sowie das Unternehmen/den Verband/die Institution und die dort herrschende Kultur nicht oder nur oberflächlich.
  • Komplexe, spezifische Themen sind für einen externen Redenschreiber manchmal schwer zu durchschauen.
  • Der Auftraggeber kann an einen schlechten Redenschreiber geraten.
  • Erfolgreiche Redenschreiber sind nicht gerade billig.

Eine systematische Anleitung, wie man eine Rede schreibt, finden Sie hier.

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