Argumentieren: Die Ambivalenz von Haltung

Ob wir den Partner für einen Trip nach Hollywood statt Helgoland gewinnen wollen, ob wir eine Gehaltserhöhung anpeilen oder in die Tiefen politischer Debatten eintauchen: die Kunst des Überzeugens spielt eine zentrale Rolle in unserem Alltag.

Und auch die damit verbundene Argumentation ist ein Terrain, auf dem wir uns alle permanent bewegen – doch dieses Terrain steckt voller Stolpersteine.

Die Basis unserer Argumente sind persönliche Einstellungen, Erfahrungen, Gefühle und Vorurteile. Diese inneren Karten beeinflussen, wie wir Argumente aufbauen und interpretieren. Und oft fällt es uns schwer, die richtige Balance zwischen unseren festen Überzeugungen bzw. „Haltungen“ und der Offenheit für neue Ideen und Ansätze zu finden.

Manche Politikerinnen und Politiker wechseln ihre Haltung so häufig wie ihre Unterwäsche. Der Glaubwürdigkeit dient dieses Verhalten nicht. 

Doch ist es im Umkehrschluss erstrebenswert, zu jedem Thema eine feste Haltung zu haben? 

Argumentieren mit „Haltungsnoten“?

Seit „Haltung zeigen“ zum neuen Goldstandard geworden ist, steht die Kunst des Argumentierens bei vielen komplexen Themen an einem Scheideweg. Sicherlich sind die Beweggründe oft sehr löblich – etwa wenn es darum geht, sich gegen Rassismus oder für Menschenrechte zu positionieren. Andererseits ist es in manchen Kontexten allzu verlockend, sich eine Haltung zu eigen zu machen, um Komplexität zu reduzieren. 

Doch die Welt ist nun mal komplex. Es gibt selten Schwarz und Weiß, sondern meist viele Grautöne. 

Haltung vs. Offenheit

Zugegeben: Eine klare und feste Haltung bietet Orientierung und stiftet Identität. Mal ist sie anerzogen, mal haben wir sie uns mühsam erarbeitet. Doch Haltung birgt auch die Gefahr, dass wir in den Gräben von Prinzipien versumpfen. Die (furchtbar anstrengende) Herausforderung liegt darin, die eigene Haltung immer wieder kritisch zu hinterfragen und bereit zu sein, Brücken zu bauen, statt Gräben zu baggern.

Im Labyrinth der Argumente, von alltäglichen Entscheidungen bis hin zu den großen politischen Fragen, sind Neugier, Toleranz und Offenheit der beste Kompass – um über den Tellerrand zu blicken, Fragen zu stellen und Vielfalt zu akzeptieren. 

Heute schon deine Haltung hinterfragt?

Video Argumentieren – Rhetorik-Techniken Teil 1

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